Schattenprojektionen

Blog des Forschungsprojektes „Projektionen. Die Lehrsammlung Robert Wichard Pohl“

May 7, 2020

Über

Projektbeschreibung

Projektionen. Die Lehrsammlung Robert Wichard Pohl

gefördert im Rahmen der Programmausschreibung „PRO*Niedersachsen - Kulturelles Erbe - Sammlungen und Objekte“

Ab etwa 1920 entwickelte der Experimentalphysiker Robert Wichard Pohl (1884-1976) in Göttingen ein innovatives Lehrkonzept: Er konstruierte spezielle Aufbauten für Demonstrationsversuche, die als Schattenprojektionen an die Hörsaalwand geworfen wurden. Dazu erschien ab 1930 ein dreibändiges Lehrbuch, dass bisher in 24 Auflagen erschien und in welchem Schattenrisse zahlreicher Versuche abgedruckt sind. Der Medienverbund aus Lehrwerk und Versuchsaufbauten, die in Serie von Spindler & Hoyer. Mechanische und optische Werkstätten in Göttingen produziert wurden, war ein physikdidaktischer Exportschlager mit weltweitem Erfolg.
Objekte aus dem Lehrsystem Pohl finden sich an Hochschulstandorten auch außerhalb Europas und werden teilweise weiterhin eingesetzt. Am I. Physikalischen Institut der Universität Göttingen sind die beeindruckenden Versuche von Pohl auch heute ein essentieller Bestandteil der Einführungsvorlesung. Dabei werden historische Originalobjekte eingesetzt, die in den 1930er bis 1950er Jahren so viele Hörer*innen aus anderen Fachgebieten in die Physikvorlesung lockten, dass der Hörsaal vergrößert werden musste.
Im Rahmen des von Dr. Michael Markert durchgeführten Forschungsprojektes wird aus Perspektive der material culture studies das ‚Lehrsystem Pohl‘ beleuchtet. Dafür wird auf die Lehrsammlung des I. Physikalischen Instituts, teilnehmende Beobachtung in der Vorlesung, Interviews mit Zeitzeug*innen der Vermittlungspraxis, filmische Versuchsdokumentation sowie archivalische Überlieferung zurückgegriffen. Mit dieser Analyse einer zugleich zeitgenössischen und historischen Lehrpraxis soll herausgearbeitet werden, welche Prinzipien der Lehre Pohls und ihrem großen Erfolg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zugrunde liegen und inwiefern dafür das Medium der Schattenprojektion ausschlaggebend war. Besonderes Augenmerk dabei liegt auf den Wechselwirkungen zwischen der Aufführungspraxis und ihren materiellen Grundlagen.

Projektbezogene Kooperationen